Montag, 4. Mai 2009
Ideoligie statt selber denken?
Vorbemerkung: Aufgrund von technischen Problemen bei Blogger, kommt dieser Beitrag etwas spät.


Ich lese gerade den FAS-Artikel Die Netzanbeter und die Replink von Tapio Liller darauf. Auf die Replik ist mehrfach in meiner Twitter-Timeline hingewiesen worden,daher bin ich erst neugierig genug darauf geworden, um es zu lesen. FAS-Autorin Susanne Gaschke greift in Ihrem Artikel das „ideologische Heilversprechen“ des Internets an.
So jedenfalls habe ich diesen Artikel verstanden.
Sie greift jedoch nicht das Internet an sich an, auch nicht den Umgang mit dieser Technologie, nicht mal das Kulturphänomen Internet, sondern die Aussage, das Internet ist die Lösung für alles, wenn alle alles immer im Netz machen, wird alles gut.
Leider macht sie dass nicht so klar deutlich, wie schon die oben genannte Replik deutlich macht, in der Tapio das Netz als Teil des täglichen Lebens verteidigt.
Ich gehe davon aus, dass entweder Tapio oder ich Frau Gaschke falsch verstanden haben. Und das bedeutet entweder: der Artikel ist schlecht geschrieben. Ob des dem fehlenden Fertigkeiten von Gaschke geschuldet ist, der Rücksicht auf den Leser oder die Redaktion, ist in diesem Fall unerheblich.

Oder: Frau Gaschke hat absichtlich missverständlich formuliert um kritische Reaktionen wie die von Tapio zu provozieren um so Ihren Standpunkt zu belegen, nämlich dass alle mit einer anderen Meinung, ideologisch verblendete sind. Dann jedoch agiert sie ideologisch motiviert, was Ihre Kritik zu Nichte macht.

Die FAS warnt uns also vor einer Ideologie, die mir so noch nicht begegnet ist. Ich bin viel im Netz unterwegs, kenne viele Netz-Menschen auch offline und arbeite sogar im Netz. Trotzdem habe ich noch keinen getroffen. Wenn es eine solche Ideologie gibt, dann ist sie genauso platt und falsch und gefährlich wie jede andere Ideologie auch. Darüber muss mit mir nicht diskutiert werden.
Genauso falsch übrigens wie die Ideologie, dass alles was im Netz passiert schlecht ist und mindestens den Untergang des Abendlandes einleitet. Das Netz ist kein rechtsfreier Raum, auch wenn unsere Politiker und Medien im Allgemeinen immer wieder gerne so tun als sei es so. Tatsache ist auch, dass mit dem Internet eine Menge Änderungen in vielen Bereichen des täglichen Lebens möglich sind und auch sich auch schon teilweise durchgesetzt haben. Und nicht jeder ist ein Freund von Veränderungen, bedeuten sie doch auch immer, dass es nicht so bleibt wie es ist und die Möglichkeit besteht, dass man auch etwas verliert.

Bleibt die Frage: warum dieser Artikel?
Es wird kein Stand einer Diskussion wiedergegeben, es werden keine Argumente gegen diese angeblich vorhandenen „Netzanbeter“ geliefert. Es werden Gefahren gezeigt, die keine sind aber dafür mit Behauptungen und Allgemeinplätzen belegt, oder besser es wird versucht zu belegen.
Besonders gelungen finde ich dabei, wie Frau Gaschke die Argunentationstechnik KiPo einerseits anprangert und andererseits selber nutzt. Ich meine damit Zensursulas Argumentation: Kinder Pornografie ist böse, daher müssen wir das Netz zensieren kontrollieren. Jeder der gegen diese Zensur-Kontrolle ist ist Kinderpornograf. Diese Technik unterstellt Frau Grasche auch den angeblich vorhandenen Netzanbetern. Gleichzeitig versucht sie den Leser mit dieser Technik auf Ihre Seite zu ziehen indem sie undifferenziert behauptet und nicht belegt und jeden der anderer Meinung ist als ideologisch verblendet darzustellen.
Und warum soll das Gegenteil von einem Netzanbeter ein Netztskeptiker sein?
Ich gehe, als optimistischer Gutmensch der jedem immer nur die besten Absichten unterstellt, einfach davon aus, dass Frau Gaschke einfach nur schlecht gearbeitet hat. Ich mag meine Naivität und will das nicht ändern.

P.S.
Ein Schelm wer hier einen Konflikt alte Medien gegen Neue vermutet.

P.P.S.
Wieso nenne ich Tapio Liller beim Vornamen und Susanne Gaschke beim Nachnamen? Hat wahrscheinlich ideologische Gründe.

TweetIt from HubSpot

... comment